Virtus, "ganz wie arete", sagt Karl Ernst Georges, verkörpert "alles, was den Mann in körperlicher und geistiger Hinsicht ziert und adelt". 1) Die Göttin Virtus ist eng mit Honos verbunden, denn Honos wird durch Virtus erworben. Die Frau verleiht dem Mann ihre vortrefflichsten Eigenschaften. Von ihr leihen wir uns fürs Virtuelle eine die Netiquette ersetzende "Netzethik".
Honos, wer ist Honos? Brauchen wir Honos? Er ist die Personifizierung der Ehre, die man als Lohn der Tüchtigkeit zuerkannt bekommt. Ehre, was ist Ehre? Wir besitzen Darstellungen von Honos und Virtus in ganzer Figur auf Münzen der früheren Kaiser bis in die Zeiten Marc Aurels. Sie stehen sich gegenüber, er links halbnackt mit Lanze und Füllhorn, sie als Amazone mit Helm, Speer und Wehrgehänge. Füllhorn wie Wehrgehänge tragen beide zwischen den Beinen wie ein mächtiges Geschlechtswerkzeug. Er stützt es aufrecht mit der Linken, sie es auf gleiche Weise mit der Rechten, Füllhorn und Wehrgehänge berühren sich fast. Ihre Hauptattribute demonstrieren ebenso den Geschlechtertausch wie ihre Kleidung. Virtus hat den rechten Fuß auf den abgetrennten Kopf eines besiegten Ungeheuers gestellt, wie ein ritterlicher Drachentöter.
Während die Männer als Kulturheroen die bedrängende Sexualität besiegen, um die Jungfrau in die im Hintergrund sichtbare Stadt als Symbol des Sieges über die Natur zu führen, erledigt die Amazone die Kastrationsdrohung. An Stelle der doppelten Einfriedung in Heim und Stadt erhebt sich die befreite genitale Sexualität.

Am Tempel von Honos und der Virtus begann der jährlich stattfindende Paradezug der römischen Ritterschaft. Die Ritterparade wurde bis ins 4. Jahrhundert gefeiert. Für diese Zeit sind auch ludi, Wettkampfspiele, für Honos und Virtus belegt. Wir könnten auch auf die Augusteische Einrichtung eines Triumvirats zurückgreifen. Wir wollen noch im Sinn behalten, daß Lorenz Diefenbach virtus auch als "Möglichkeit der Seele" übersetzt. "Die Seele hat die Möglichkeit, alle Dinge zu verstehen."