Eine Netz-Metapher wie beispielsweise der Begriff der Virtuellen Stadt birgt die Gefahr, Geschlossenheit zu signalisieren, um so mehr, wenn sie ihr Erscheinen segmentiert, Marketingverhältnisse reproduziert. Die User sind targets einer Botschaft, festgehalten in Marktsegmenten, damit sie dem Beschuß möglichst hilflos ausgesetzt sind, nicht entkommen können. Segmentierungen errichten Schwellen, die - wenn überhaupt - nur zögerlich überschritten werden, und sie sind auch nur vorhanden, um soziales Wohlbehagen zu vermitteln. Mit der modernen Stadt haben diese Konstrukte nur den Namen gemein, sie ähneln mehr sozialpsychologisch motivierten Nachbarschaftsprojekten. Wir müssen der Tendenz, im Netz quasi geschlossene Gesellschaften festzuschreiben, widerstehen. Diese Modelle werden gegenüber den aufkommenden kommerziellen Schnittstellen zu Minderheitenprogrammen, ähnlich den Realprojekten, aus denen sich viele ihrer Erbauer rekrutieren. Sie werden zu Global Villages inmitten der Universal Media. Es läßt sich feststellen, daß diejenigen besonders einer solchen Tendenz Vorschub leisten, die ihre vermeintliche kulturelle Hegemonie durch Theoriebildung erworben haben, wobei nicht erwiesen ist, daß ihre Theorien praxisrelevant waren. Die Netze jedenfalls kümmern sich herzlich wenig um Theorien, die keine adäquate Praxis hervorbringen. Konventionelle Theorie-Produzenten im Netz verzichten von vornherein auf Praxisrelevanz und überlassen die Erprobung der Techniken und vor allem die Einübung der User den rein kommerziellen Anbietern, so lange sie sich den netztypischen Praxen, der inhärenten Technik verweigern. Wie die alten Stadtmauern und -tore gefallen sind, welche einst für das Leben in der Stadt so bedeutungsvoll waren, so ist auch das früher gültige besondere Recht der Städte fast durchweg mit dem allgemeinen Recht verschmolzen. Digitale Städte, so scheint es mir, plädieren unbewußt für die alten Sonderrechte, sie bauen jedenfalls Mauern und Tore um privilegierte Räume, Einfriedungen, die einstmals zu Recht innen Frieden bewahrten gegen den draußen tobenden Krieg. Gerade die realen Städte besitzen die größte Anziehungskraft, die noch Reste der alten Wehrhaftigkeit besitzen. Die digitalen Städte setzen auf gerade diese Anziehungskraft, die etwas mit Verlust und Mangel zu tun hat. Auf den Mangel zu setzen, um Vorwärtzuschreiten, ist ein gangbarer Weg. Aber ist denn hier ein Noch-Nicht gemeint? - Nein, es ist ein Nicht-Mehr gemeint: Es ist eine rückwärtsgewandte Metapher.